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Der jetzige Moment

  • Autorenbild: Sophie Gerig
    Sophie Gerig
  • 19. März 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. März 2023

Vor nun fast 3 Wochen war ich das erste Mal in Indien... Boar.... Das hat was mit mir gemacht. Es hat meinen Horizont enorm erweitert und ich durfte diverse Dinge über mich und die Welt lernen.

Nicht nur das Land selbst und seine Menschen, auch die Person, die mich dort 16 Tage lang begleitet hat, haben mich zu tiefst inspiriert und verändert. In diesem Artikel möchte ich euch gerne von einer meiner Erkenntnisse berichten.


Die ganze Reise war für mich ein Zufall.... es fiel mir alles zu.


Ein flüchtiger Freund von mir hatte für sich und eine Freundin ein Hotel in Indien gebucht und nun konnte sie leider doch nicht mitkommen. Als er das erfuhr, besuchte ich ihn gerade zufällig in Stralsund.

Den einen Morgen meditierten wir zusammen, danach schaute er mich an und fragte: "Willst du mit mir nach Indien kommen?"


Wir hatten den Abend davor über Indien gesprochen und über den Respekt, den ich vor einem dortigen Besuch hatte. Er ist selbst Inder und verbringt dort zur Zeit jeden Winter.

Nach einer Woche Bedenkzeit, willigte ich ein. Ich musste nichts weiter organisieren, als mein Visum und einen neuen Reisepass.


Ich erlebte dort, gefühlt, jeden Tag mehrere Abenteuer. Eines davon war, mich in verschiedenen Luxushotels aufzuhalten... So hatte ich mir meinen ersten Indienaufenthalt sicher nicht vorgestellt... Eher in einem Ashram oder so ähnlich.


Durch den Aufenthalt in diesen Hotels wurde mir meine innere Haltung der Ablehnung gegen Luxus erstmal so richtig klar. Da geht es in meinem Kopf ungefähr so zu: "Boar, was für Ponzen hier - Wer so was nötig hat?! - Was für eine Verschwendung von Ressourcen! - usw." Ui, ich hab so richtig die Nase gerümpft darüber.


Mein Begleiter betreibt bereits seit Jahren Innere Arbeit und wir hatten tiefe bereichernde Gespräche über den Geist der Menschen (mind) und wie dieser so funktioniert. Ich konnte meine Gedanken beobachten, die Reaktionen, die sie in meinem Körper hervorriefen und wie sie weitere Gedanken erzeugten... dieses Rad von konditionierten Abläufen...


Plötzlich wurde mir sonnenklar, indem Moment, wo man nicht in der Lage ist, in einem Abstand zu den eigenen Gedankenabläufen zu bleiben, verstrickt man sich. Man bestätigt sich selbst darin und nimmt so wahr, wovon man eh ausgeht. Man lebt seine eigene Vergangenheit und bestärkt die eigenen Gedankenmuster erneut.

Beispiel: Ich bleibe in meiner ablehnden Haltung dem Luxus gegenüber. Alle die ich im Hotel sehe, werte ich innerlich ab ("Boar, wie die rumlaufen, alle eingebildet!"), das Hotel selbst und seine Räumlichkeiten werte ich ab ("Also das ist ja übertieben!"), usw. Ich bombardiere mich selbst damit durchgehend mit negativen Gedanken, die negative Gefühle nach sich ziehen und am Ende kann ich sagen; "Ja, es war furchtbar in diesem Luxushotel!"


Stattdessen beobachtete ich meinen Geist, hörte ihm zu, verfolgte in zu seiner Wurzel... Stellte seine festgefahrenen Annahmen in Frage - und erinnerte mich, dass die Familie meiner Mutter wenig hatte. Sie lebten auf dem Land und mussten harte, körperlich Arbeit verrichten, der Vater 7 Tage die Woche. Ich spürte bei ihm immer ein Urteil über Menschen, die ihr Geld "leicht" verdienten, nach dem Motto "Diese Schnösel wissen gar nicht, was richtige Arbeit ist!". Sein Geld war wenigsten "ehrlich" verdient!

Auch bei meinem eigenen Vater stellte ich eine große Ablehnung gegenüber dem Thema Reichtum und Luxus fest. Da gibt es so eine Haltung gegenüber Menschen, die sich Luxus gönnen, wie "Die haben es eben nötig, weil sie eigentlich so klein mit Hut sind - das sind alles Idioten"

Ich überspitze das etwas, aber so ist die Richtung. Und diese Überzeugungen haben auch mich geprägt. Wir dürfen uns selbst und unsere Überzeugungen wirklich nicht zu ernst nehmen, sonst kommen wir nicht in die Lage, mal zu überprüfen, ob sie tatsächlich von uns sind oder auf welchen Annahmen sie eigentlich fußen.


Und so war ich plötzlich in der Lage, den Luxus, den mir das Leben da so unverhofft bot, einfach zu erleben. Einfach vollständig anwesend zu sein, in dem Moment, den mir das Leben geschenkt hatte. Und den Luxus einfach als einen Teil des Spiels des Lebens anzuerkennen, eine Energie, eine Erscheinungsform, wie jede andere auch.

Ich erkannte, dass auch ich den Angestellten diente, wenn ich zuließ, dass sie mich angemessen bedienten. Es war plötzlich wahrhaft wie ein Spiel, was ich mitspielte - die feine Dame und ihre Bediensteten. Ich nahm ihre Aufmerksamkeiten an und ehrte damit ihren Job und die Arbeit, mit der sie ihr Geld verdienten. Ich konnte die Freude in ihren Herzen spüren.

Statt meine eigenen vergangenen Überzeugungen wiederzuerleben, war ich tatsächlich im Moment - machte ich eine frische und lebendige Erfahrung von Etwas, das ich vorher so noch nicht erlebt hatte - Ich war voll und ganz mit allen Sinnen anwesend.


Natürlich kann man sich aufregen, dass vor den Toren des Hotels, Menschen betteln, dass die Klimaanlagen unnötig Strom verbrauchen und der Pool mit knappem Wasser befüllt ist. Man könnte aber auch sehen, was dort jemand für ein unglaubliches Projekt verwirklicht hat, wie viele Menschen dadurch einen Job bekommen und wie viele Menschen eine unvergessliche Erfahrung durch einen Aufenthalt dort.

Am Ende ist alles immer eine Frage der Perspektive. Warum nicht mal eine vollkommen neue einnehmen und sein eigenes Believesystem challengen?!


Ich erkannte: Wenn ich mich "aufrege" über eine Situation oder den Moment, in dem ich mich gerade befinde, ihn bewerte, verpasse ich die lebendige Erfahrung dessen, was IST. Ich verpasse, was der Moment mir tatsächlich an neuen Erfahrungen zu bieten hat.


Der jetzige Moment verändert sich nicht durch unsere Bewertung und unsere Gedanken über ihn, er ist einfach, was er ist - egal, was gerade anwesend ist. Nur wir verändern uns, wir verschließen uns oder wir öffnen uns. Wir wiederholen und bestätigen unsere erlernten Muster oder machen neue Erfahrungen und sind lebendig anwesend.


Wir bleiben gleich oder wir verändern uns.



 
 
 

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