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Die Organuhr - der natürliche Rhythmus des Körpers

  • Autorenbild: Sophie Gerig
    Sophie Gerig
  • 8. Juli 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. Juni 2021

In den letzten Wochen, vor allem auch durch die Zwangs-Coronapause, habe ich mich mit den Rhythmen beschäftigt, denen wir als menschliches Wesen, als Teil dieser Welt, natürlicherweise unterliegen. Da gibt es zum Beispiel die Jahreszeiten mit ihren verschiedenen Gegebenheiten, genauso wie die Mondphasen und den Tag-Nacht-Rhythmus.


Ich habe beobachtet, dass ich mit diesen Rhythmen wenig vertraut war. Bis vor kurzem habe ich sie nur am Rande meines Bewusstseins wahrgenommen. Durch das Leben in einer Großstadt und einer globalisierten Welt war es mir möglich, sie weitgehend zu ignorieren.

Ganz banal: Wenn es im Winter dunkel ist, mach ich helles Licht an und wenn ich schwitze, den Ventilator. Saisonale Früchte kann ich das ganze Jahr über essen und wenn bei uns Winter ist, fahr ich zum Urlaub in den Süden. In einer Stadt, die niemals schläft, kann ich die Nacht zum Tag machen und wenn ich müde bin und noch arbeiten muss, putsche ich mich mit Café und Co auf.


Wie die meisten Menschen, die ich kenne, hatte ich lange einen Job, bei dem mir alle vorgegeben war und eigentlich kein Platz für persönliche Befindlichkeiten oder Bedürfnisse war. Ich kam zu einer vorgeschriebenen Zeit zur Arbeit, verbrachte den ganzen Tag an einem mir vorgeschriebenen Ort, machst meine Pause zu einer vorgeschriebenen Zeit und ging dann nach Hause zu einer vorgeschriebenen Zeit. Selbst meine Freizeit plante ich oft durch: Einkaufen, Putzen, zum Yoga gehen, mit Freunden zum Essen treffen...

Da wunder ich mich gar nicht, dass ich mein Gefühl für die natürlichen Rhythmen verloren habe.


Als ich dann eine längere Zeit auf dem Land verbracht habe, kamen mir diese Rhythmen wieder näher. Ich war viel draußen und spürte am eigenen Leib die Veränderungen in der Natur. Ich fühlte die Kälte im Winter, schwitzte im Sommer, sah die Kirschbäume blühen und aß später ihre Früchte. Ich sah die Sonne über den Himmel wandern und den Mond aufsteigen. Ich bemerkte wie sich der Sonnenstand im Laufe der Monate ändert und fühlte den Herbstwind auf meiner Haut.


Letztens beim Einkaufen fand ich dann ein kleines Buch vom GU-Verlag: Die Organuhr. Es sprach mich gleich an und ich möchte gerne mein kleines Basiswissen mit euch teilen! Ich werde an dieser Stelle allerdings nur verkürzt auf die prägnantesten Dinge eingehen, kann aber jedem empfehlen, den es interessiert, sich mit diesem Thema weiter zu beschäftigen.


In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird gelehrt, dass sich unsere innere Uhr im Körper und seinen Organen widerspiegelt.

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Die Idee ist, dass die Lebenskraft (Qi) in einem 24-h-Rhythmus durch die energetischen Leitbahnen (Meridiane) unseres Körpers zirkuliert. Dabei ist jeder Meridian einem bestimmten Organ zugeordnet. Innerhalb von jeweils 2h wird einer von ihnen und das zugehörige Organ mit einem Maximum an Qi durchströmt.

Das bedeutet, es gibt bestimmte Zeiten, in denen es günstig ist zu Essen oder zu Schlafen und andere Zeiten, in denen es körperlich gesehen eher ungünstig ist. Außerdem kann man Rückschlüsse auf Störungen des Energieflusses in den Meridianen ziehen, wenn ein Problem z.B. immer zu einer bestimmten Tageszeit auftritt.


In den letzten zwei Wochen habe ich versucht, das Wissen der Organuhr zu berücksichtigen und es hat dazu geführt, dass ich mich im Allgemeinen besser fühle: Ich schlafe gut, bin körperlich fitter und gelassener. Vor allem habe ich herausgefunden, zu welchen Uhrzeiten ich geistig besonders leistungsfähig bin und wann mein Körper Ruhepausen braucht. Das erleichtert mir meine Arbeit und meinen Alltag erheblich!


Hier meine kleine Zusammenfassung:

Die Organuhr:


Erklärung: a) das passiert jetzt im Körper

b) das ist jetzt besonders wichtig

c) allgemeines Thema des Organs


Lunge 3-5h:

a) aktives Immunsystem, höchster Spiegel des Wachstumshormons, tiefster Schlaf

b) gute Schlafbedingungen (Ruhe/frische Luft/bequemes Bett)

c) Überflüssiges loslassen, um neue Energie zu gewinnen


Dickdarm 5-7h:

a) stärkste Durchblutung des Verdauungstraktes, Konzentration und Blutdruck im Tief

b) sanftes Aufwachen, im neuen Tag ankommen, Toilettengang

c) Ballast abwerfen, Leere genießen, Reinigung


Magen 7-9h:

a) geringe geistige Leistungsfähigkeit, Fülle von aktivierenden Hormonen

b) gutes Frühstück, Kommunikation, Information

c) Energie und Informationen aufnehmen


Milz 9-11h:

a) Hoch des Stoffwechsels und der geistigen Leistungsfähigkeit

b) hohe Leistungsfähigkeit nutzen

c) Anteilnahme, Verarbeitung


Herz 11-13h:

a) nach dem Mittagessen zieht Magen Blut aus dem Gehirn = Leistungsfähigkeit im Tief

b) bereits Geschafftes resümieren, gemeinsam essen und sich mit anderen austauschen

c) Lebensfreude, Austausch, Verbindung zur Welt


Dünndarm 13-15h:

a) Stoffwechsel ist beschäftigt mit Verdauen/Sortieren, geistige Leistungsfähigkeit gering

b) Zeit nehmen, um Ereignisse des Tages zu verarbeiten, Entscheidungen treffen

c) unsere wahren Bedürfnisse erkennen, Wertigkeiten einordnen


Blase 15-17h:

a) Kreislauf und Langzeitgedächtnis erneut sehr leistungsfähig, Unbrauchbares wird aus dem Körper ausgespült

b) viel trinken!, in Mittagsruhe gesammelte Tatkraft umsetzen

c) Selbstsicherheit, Tatkraft, Freiheit von Ängsten


Nieren 17-19h:

a) Kreislauftätigkeit verlangsamt sich, Nieren laufen auf Hochtouren, speichern Energie

b) mit den Kräften haushalten, sich nicht verausgaben

c) Innehalten, standfest sein


Perikard 19-21h:

a) Organismus fährt Aktivität zurück, schaltet in Ruhemodus

b) im engsten Kreis von der Umwelt abschotten, gemütlich machen, bei sich ankommen

c) Schutz, Heilung


Sanijao (Dreifacherwärmer) 21-23h:

a) Zirbeldrüse beginnt Schlafhormon Melatonin auszuschütten, Verdauungsorgane Darm und Leber werden langsamer

b) möglichst nichts mehr essen, Schlafzimmer vorbereiten, sich bettfertig machen

c) ins Gleichgewicht kommen


Gallenblase 23-1h:

a) Körper im Ruhezustand, geistige Leistungsfähigkeit am Tiefpunkt

b) selig schlafen - oder sich wohlwollend entspannen, wenn der Schlaf nicht kommt

c) Alles zur richtigen zeit tun


Leber 1-3h:

a) Tiefschlaf, Regenerations-/Reperaturprozesse, Immunsystem auf Hochtouren

b) tief und fest schlafen

c) mit den eigenen Energien haushalten

Zu Beginn war es für mich eine ganz schöne Umstellung mich von meinen alten Gewohnheiten (lange Ausschlafen, spät viel Essen, etc.) auf ein neues Verhalten einzulassen. Ich spürte, wie sehr mein Körper an das Alte gewöhnt war. Abends war ich noch gar nicht müde, Hunger bekam ich erst um 11h und Sport machte ich meistens erst abends. Vor allem fiel mir auf, dass ich zur Milzzeit von 9-11h, oft erschöpft war, obwohl es die Zeit mit der größten Leistungsfähigkeit sein sollte!

Nach einer Woche begann ich meinen Körper besser zu verstehen. Ich bemerkte, dass ich mich fitter fühle, wenn ich morgens um 9h schon eine große Portion esse und dafür abends nach 19h nichts mehr und dass meine größte Leistungsfähigkeit in der Blasenzeit zwischen 15-17h liegt.

Ich versuche jetzt, die Mehrzahl meiner Tage nach meinen geistigen und körperlichen Bedürfnissen zu gestalten. Und habe dabei sehr viel Freude!


Natürlich ist es nicht für jeden möglich sich strikt an alle Zeiten zu halten, aber schon kleine Veränderungen können großes bewirken! Z.B. zur Dünndarmzeit (13-15h) einfach mal 10 Minuten die Beine hochlegen und entspannt durchatmen, zur Blassenzeit (15-17h) ein Glas mehr Wasser trinken oder das letzte Essen nicht mehr gewohnheitsmäßig um 21h zu sich nehmen, sondern öfter mal um 18h.


Ich hoffe, ich konnte dich dazu inspirieren noch mehr auf deine eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten zu horchen und wünsche dir Spaß und Entdeckerfreude beim Ausprobieren!


 
 
 

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